puristisch

puristisch – Bedeutung und Definition

Als Purismus oder puristisch wird eine Geisteshaltung bezeichnet. Sie strebt nach der Reinheit von Geistesschöpfungen und unternimmt dabei den Versuch, sie von Einflüssen, die unerwünscht sind, zu befreien.

Was ist Purismus?

Beim Purismus handelt es sich um das übertriebene Bemühen, geistige Schöpfungen von unerwünschten Einflüssen zu befreien, die als störend gelten. Die Bezeichnung ‚puristisch‘ geht auf den lateinischen Begriff ‚purus‘ zurück und bedeutet ‚rein‘. Prägend wirkte sich zudem der französische Begriff ‚le purisme‘ (der Purismus) aus.

In der Sprachwissenschaft wird der Purismus als Bestreben angesehen, die Sprache frei von Fremdwörtern zu gestalten. Dabei erfolgte der Einsatz mitunter in übertriebenem Maße. Zur Anwendung gelangt der puristische Ansatz auch in der Architektur sowie in der Kunstwissenschaft. Dort wird der Begriff ‚Purismus‘ als Streben nach Stilreinheit betrachtet.

Sprachpurismus

Der Sprachpurismus trägt auch die Bezeichnung ‚Sprachreinheit‘. Dabei unternehmen die Puristen den Versuch, sämtliche Fremd- und Lehnwörter aus der Sprache zu entfernen. Zu diesem Zweck werden aus der eigenen Sprache entsprechende neue Wörter gebildet. Menschen, die den Sprachpurismus vertreten, gelten auch als Sprachreiniger.

In Deutschland wurde der Sprachpurismus bereits von Johann Wolfgang von Goethe kritisiert. So war Goethe der Auffassung, dass es besser sei, die Fremdwörter aufzunehmen, anstatt sie zu verpönen. Außerdem sprach sich der Dichter dafür aus, unbrauchbare Wörter durch nützliche Wörter, die auch anderen Sprachen entstammen konnten, zu ersetzen.

Die Kunstrichtung Purismus

Der Purismus stellt auch eine moderne Kunst- und Architekturrichtung des 20. Jahrhunderts dar. Begründer dieser Richtung waren 1918 die Franzosen Charles-Edouard Jeannret-Gris (1887-1965), besser bekannt als Le Corbusier, und Amédée Ozenfant (1886-1966).

Als typische Merkmale des Purismus gelten klare geometrische Formen, das Auswählen von wenigen alltäglichen Gegenständen für das Bildsujet sowie eine eingeschränkte Auswahl der Farben wie Schwarz, Weiß, Rot, Ockergelb und Erdfarben. Dagegen wurden dynamische Farben wie Orange, Zitronengelb, Smaragdgrün, Krapprot sowie helles Kobaltblau abgelehnt.

Neben Le Corbusier und Amédée Ozenfant zählten auch Franciska Clausen, Fernand Léger, Marcelle Cahn, Florence Henri und Otto Carlsund zu den bekanntesten Vertretern des Purismus.

Die puristische Kunstrichtung sah sich jedoch auch Kritik ausgesetzt, die sich insbesondere gegen Le Corbusiers Auffassung über Stadtplanung und Architektur richtete. Zum Beispiel forderte der Künstler, einen Großteil der europäischen Städte abzureißen. An ihre Stelle sollten symmetrische und rationale Städte treten. Geplant hatte Le Corbusier u. a. einen vollständigen Abriss des kompletten rechten Seine-Ufers in Paris vom Boulevard Haussmann bis hin zum Louvre, um diese durch gigantische Straßen und Wohnsilos zu ersetzen.

1930 fand der Purismus als Kunstrichtung sein Ende, weil sich seine Hauptakteure Le Corbusier und Ozenfant anderen Stilrichtungen widmeten. Allerdings übte der puristische Stil später u. a. Einfluss auf die Pop Art der 60er-Jahre aus.